Recherche Walderfahrungen
Es war so um die Weihnachtszeit 2016 als mir eine Kuh auf dem Blog der Odenwälderin entgegenlachte und mich einläd ihre Texte zu lesen. Ich verschling die Bilder in Worten und merke nicht wie die Zeit vergeht – es ich schon nach 2 Uhr nachts und ich beschließe für mich, diese Frau aufgewachsen in Berlin und heute in der Provinz im Odenwald lebend, kennenzulernen.
Die Odenwälderin heißt Friedericke Kroitzsch sie ist wie ihr Arbeitgeber das SWR4 schreibt eine „ waschechte Berlinerin mit Herz und Schnauze ausgestattet – beste Voraussetzungen, um fürs Radio zu arbeiten.“ Sie betreut die beiden Odenwald-Büros in Mosbach und Buchen.
Die bildhaften Texte der Journalistin, ihre wunderbare, witzige Sprache lassen mich vergessen, wo ich gerade sitze, ich befinde mich bei ihren Erzählungen mittendrin im Geschehen zwischen der Großstadt Berlin und dem einfachen Leben in der Provinz in einen 360 Seelen Dorf und amüsiere mich über den Fächer in Berlin der im Odenwald die Fliegenklatsche heißt – das ist nur ein Beispiel von vielen unterhaltsamen Texten, in der die deutsche Sprache in ihrer Vielfalt genutzt wird:
„Ich erinnere mich an eine elegante Freundin meiner Großmutter in Berlin. Die Dame trug im Sommer stets einen Fächer bei sich, was mich sehr beeindruckte. Der bunt bestickte Fächer war, so schien es mir, ununterbrochen im Einsatz, er wurde gewedelt und geschwenkt, und wenn er einmal nicht gebraucht wurde, dann baumelte er friedlich und mit einem Kettchen festgemacht am runzeligen Handgelenk der alten Dame.
So in etwa müssen Sie sich das im Odenwald auch vorstellen, nur müssen Sie Fächerdurch Fliegenklatsche ersetzen. Heiß genug für einen Fächer ist es in normalen Jahre eher selten, Badisch-Sibirien trägt seinen Namen nicht umsonst, dafür erleben wir hier sommers eine Invasion der Fliegen. Und wenn wir Invasion sagen, meinen wir auch Invasion.
So wird die Fliegenklatsche zum unentbehrlichen Accessoire des Landmenschen.“
Mitte Januar war es dann soweit. Sie warnt uns, der Wald ist mehr Eisplatte als Schnee und vor mir kommt das Bild meiner Nachbarin, die sich gerade das Bein kompliziert gebrochen hat, als sie auf einer Eisplatte ausrutschte. Also rüsten wir uns mit Spikes unter den Wanderschuhen aus. In dem 361 Seelendorf angekommen finden wir das gelbe Haus und Sie lässt und Wildfremde wie Sie später auf ihrem Blog schreibt in die gute Stube.
Anschließende stapfen wir mit Friedericke und Hündchen durch den Winterbuchenwald und sie zeigt uns ihre „heiligen Orte“. Wieder in der warmen Stube angekommen sprechen wir mit ihr über Walderfahrungen. Eigentlich sollte es nur Recherche sein, aber wir kommen in den Flow und wir erfahren mehr über ihr Kernthema, der Zugehörigkeit nach Erfahrungen zwischen einem Großstadtleben und dem Landleben. Die Antwort ist offen, vielleicht auch weil Identität aus Verschiedenem kommt und sich wandelt. Mehr in ihrem Artikel in der Rhein-Neckar-Zeitung