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Der Süße Brei – zur Aktualität eines Märchens der Gebrüder Grimm | Kulturgut Waldliebe

Es zog Dürre und Verwüstung über das Land. Der Wald wird hier zum Retter in der Not, um den Hunger zu beenden. Auch in anderen Grimmschen Märchen nimmt der Wald eine zentrale Rolle ein wenn auch bedrohlich und unheimlich.

Das Märchen „der süße Brei“ der Gebrüder Grimmer erzählt von einem armen, frommen Mädchen, das mit seiner Mutter alleine zusammenlebte und in den Wald ging, um Nahrung zu finden.

Der Wald als Ort der Quelle von Nahrung ist real zu allen Zeiten Retter. Während der Hungersnöte nach und im Krieg wurde die Bucheckern, Kastanien, Kräuter und das Wild für das Überleben von Familien wichtig.

Der nicht endend wollende Breit steht bildlich für unserer Welt heute, in der Gier, Egoismus und Verschwendung von Nahrungsmitteln durch den Menschen an der Tagesordnung sind.

Wir leben heute im Überfluß und in Armut auf der Erde

Ein Drittel der deutschen Lebensmittelproduktion landet jedes Jahr auf dem Müll. ( nach Angaben des WWF). Milchberge, Butterberge, es türmen sich unverkäuflicher Käse in den Kühlhäusern Europas, für die es keine Abnehmer gibt. Äpfel verfaulen auf unseren Wiesen, Tomaten werden tonnenweise weggeworfen, Milch auf die Wiesen geschüttet und das Alles weil der Agrarmarkt durch Vernichtung reguliert wird, gleichzeitig verhungern täglich Tausende von Menschen auf der Erde durch Unterernährung.

Die Macht der Unschuld

Die Grimms haben in dem Märchen der Süße Brei die alten Sagen aus dem Volk über die Bedeutung des Kruges aufgenommen s. Anmerkung 1): von einem nie versiegenden Krug, der nur durch die Unschuld eines Menschen kontrolliert werden kann.

Der Süße Brei und Brot stehen für Nahrung im Allgemeinen, die Hirse für die Nahrungsgewohnheit der mittelalterlichen Unterschicht.

In seiner übergeordneten Bedeutung geht es um den weitverbreitenden Hunger. Das arme, fromme Mädchen steht für eine rechtschaffendes Kind, das allein die Gabe und das Wissen hat mit dem Topf umzugehen. Die Mutter hinterzieht diese besondere Gabe des Kindes und löst mit ihrer unersättlichen Gier und Egoismus einen Unsegen in der Stadt aus, durch einen nicht enden wollenden Brei entsteht Verwüstung und sie vergisst darüber das Wort, was die Verwüstung zum Stoppen bringt. Die Stadt droht darin zu versinken. Erst der Eingriff durch das Mädchen mit dem Wissen „Töpfchen, steh“ kann das Kochen des Breis beenden und die Stadt vor dem Untergang retten.

Das kochende Gefäß ist das Geschenk einer weisen Waldfrau, die dem Mädchen im Wald begegnet.

Sie ist die nahrungsspendende Funktion des Mutterarchetyps: einer Urmutter, das Gütige, Hegende, Tragende, das Wachstum, Fruchtbarkeit und Nahrungsspendende. Dieser Gestalt wird eine große Hilfsbereitschaft zugeschrieben. Sie nähren im Wald verirrte Menschen und zeigen ihnen Auswege.  Sie helfen der bäuerlichen Wirtschaft, am Wochenbett und nehmen sogar die Stellung einer Patin für Kinder ein. So schafft sich die menschliche Fantasie ein Bild des großen Trostes von Kindern, die unter menschunwürdigen Umständen aufwachsen. In dieser archetypischen Mutter steckt auch die Freiheit, im Leben mehr werden zu dürfen, als die biographischen Eltern ermöglichten. Der Weg in den Wald hilft dabei, Kindheitsmuster zu verlassen. Auch verweist das Motiv der zwei Mütter auf den Gedanken der doppelten Geburt.

Die verjüngte Weisheit der kindlichen Zuversicht steht dem Alten Unbedachten gegenüber. So kann der nie versiegende Krug nur durch die Unschuld kontrolliert werden.

Unwillkürlich fällt mir da Greta Thurburg ein, die in ihrer Erscheinung in kindlicher Unschuld ungeschminkt die Verursacher der Klimaerwärmung benennt und Massen von Jugendlichen für eine bessere Zukunft bewegt.

Märchen sind Hoffnungsträger und sie finden meistens ein gutes Ende.

Kulturgut im Quadrat hat dieses Märchen anlässlich des Waldfestes zum Waldhauptstadtjahr 2018 vorgeführt. Wir haben diese Aufführung mit Video aufgenommen doch entschieden dem Inhalt durch das Hören mehr Aufmerksamkeit zu geben.

Gelesen von Marion Tauschwitz,  Musikalische Interpretation: Claudia Pohel, Tanz und Choreographie; Jasmin Ungemach, Ton & Text: Servet Akgöbek, Erika Schroth

1) Beispiele sind: Der gläserne Krug, Sage aus dem Thüringer Wald. / Der silberne Krug, Sage aus dem Harz. / Der versunkene Krug, Dahlwitzer Sagen.

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Der Live-Mitschnitt vom Märchen zum Nachhören

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